Blog: Weiße Landkarte betreten

Still liegt sie vor mir, die fast unberührte Landschaft…nur die Tierspuren zeugen vom winterlichen Leben. Neuschnee – immer wieder faszinierend. Neuschnee verzaubert. Neuschnee lädt ein, die ersten Schritte in Unbetretenes zu genießen. Was sonst Angst erzeugt, wird zum Spiel. Am liebsten laufe ich durch den tiefsten Schnee, lass mich von den Kindern in den Schnee werfen und freue mich über meine eigenen Spuren. Letzteres ist ganz und gar nicht alltäglich.


Neuschnee öffnet das Tor zur Künstlerwelt – sonst vermeintlich nur bestimmten Menschen vorbehalten. Plötzlich kann sich jedeR ungeniert die eigenen Werke auf die Wiese oder in den Wald malen, formen, kreieren. Der Fantasie sind plötzlich keine Grenzen gesetzt. Und sogar das Risiko, das gerade frisch Erschaffene und Liebgewonnene im nächsten Augenblick schon unwiederbringlich schmelzend zu verlieren – ja auch dieses Risiko ist auf einmal leicht zu nehmen.


Neuschnee küsst den Glauben an Engel wach, die sich shilouettenförmig in den Himmel zeichnen und ständig neue Formen annehmen. Im Schneeengel finden sie ihren weltlichen Abdruck.

Neuschnee lädt auch ein, die Farbe Weiß ins Leben zu holen. Die weiße Weite ist entleert vom Alltagsgerümpel, das sich immer wieder sperrig an die Oberfläche drängelt und Platz und Aufmerksamkeit beansprucht. Neuschnee ist der Ruf nach Leere, nach innerem Raum für das, was – noch nicht in Worten fassbar – darauf wartet entdeckt zu werden.

Neuschnee war bereits in diesem Jahr und hat seine Eindrücke hinterlassen. Doch Neuschnee lässt sich auch erschaffen. Indem wir unsere inneren Räume mit weißer Farbe bestreichen und uns dann zurücklehnen und die Wände betrachten. Immer wieder.