Die sieben Wandlungskräfte

Sieben Kräfte sind für den pädagogischen und therapeutischen Erfolg von Biodanza ausschlaggebend. Zusammengeführt zu einem wissenschaftlichen System bahnen sie Prozesse existentieller Rehabilitation.

Die Kraft der Musik

Jeder kennt die Wirkungen von Musik: sobald man seinen Lieblingssong im Radio hört, beginnt der Körper zu schwingen, man singt mit und fühlt sich plötzlich leicht und fröhlich.

Sind die Lieder mit bestimmten Erinnerungen verbunden, wie der erste Flirt oder der erste Kuss, dann werden diese Gefühle wieder automatisch in unserem Körper wachgerufen.
Musik wirkt also auf neurophysiologischer Ebene und kann biologische Systeme positiv verändern. Bekannt sind z.B. die Untersuchungen von Dr. Masaru Emoto, der die positive Wirkung fröhlicher Musik auf die Wasserkristallbildung nachweist. Biodanza nutzt „organische Musik“, die biologische Eigenschaften, wie Fluss, Harmonie, Rhythmus, Tonus und einen einheitlichen Sinn besitzt.

Die integrative Kraft des Tanzes / der Bewegung

Vielen von uns ist das Gefühl bekannt, das entsteht, wenn der Kopf das eine denkt, der Bauch aber etwas anderes fühlt. Oft hören wir auf die Ratio und vernachlässigen das Gefühl, was verheerende Folgen haben kann.
Bestimmte Tänze können diese Abspaltungen (sog. Dissoziationen) im Körper auflösen und zu einer Harmonisierung führen. Ziel von Biodanza ist, Menschen dazu anzuregen, sich auf harmonische und integrierte Weise zu bewegen. Folglich werden auch Denken, Fühlen und Handeln kohärenter. Der Mensch kann sich zunehmend als ganzen Menschen wahrnehmen und ausdrücken.

Die Kraft des Erlebens – die Vivencia

Kannst Du Dich an einen schönen Urlaubstag erinnern? In den Bergen oder am Meer? Allein, mit Familie oder mit Freunden? Wie hast Du ihn erlebt?
Erleben ist eine Erfahrung, die die gesamte Existenz erfasst. Ein Erlebnis ist die intensive und integrierende Empfindung, hier und jetzt lebendig zu sein. Dabei ist der ganze Organismus beteiligt. In Biodanza stimulieren wir mit Hilfe intensiver Erlebnisse den gesunden Teil unserer Identität, weil wir verstehen, dass „der Moment der einzige Ort ist, an dem wir leben können.“
Unsere Fähigkeit zu ER-LEBEN führt zu einem gesteigerten Gefühl von Lebendigkeit und zu einer positiven Lebenshaltung.

Die Kraft der zärtlichen Berührung

Wie gut sie doch tut und wie selten wir sie doch miteinander teilen – die Umarmung. „Free hugs“ werden inzwischen schon in der Öffentlichkeit angeboten, doch von vielen skeptisch beäugt. Nähe und Berührung machen vielen Angst, obwohl ihre wohltuende und heilsame Wirkung vielfach nachgewiesen wurde: Berührung, verbunden mit affektiver Präsenz der Beteiligten, steigert den Selbstwert eines Menschen und gibt ihm affektiven Halt. Liebevolle und zärtliche Berührungen fördern die Beweglichkeit des gesamten Organismus, erhöhen die Ausschüttung von Hormonen, Calcium und Endorphinen (Glücksbotenstoffen) und führen zu mehr Ausgeglichenheit und einem affektiven Umgang mit anderen Menschen.
Leboyer, der „Vater der sanften Geburt“, weist darauf hin, wie wichtig der körperliche Kontakt des Neugeborenen zur Mutter für die primäre Bindung und weitere Entwicklung des Kindes ist. Wie bedeutend das „wir“ ist, zeigt Martin Buber in seiner Theorie des Dialogs: Ihm zufolge wird der Mensch über das Du zum Ich. Die Begegnung Ich-Du ist derartig wesentlich, dass er nur darin wirklich zur Person wird, und nicht länger ein bloßes Individuum ist.

Die Kraft von Regression und Trance

Trance ist ein veränderter Bewusstseinszustand, ein Zustand zwischen Wachen und Schlafen. In diesem Zustand tritt das kontrollierende Ich in den Hintergrund und der Tanzende ist sehr empfänglich. Indem er sich der Musik hingibt, verschwinden zunehmend die Grenzen zwischen innen und außen, der Betreffende wird zur Musik.
Trance bringt eine Regression zum Ursprünglichen und damit gewissermaßen zu vorgeburtlichen Stadien mit sich. Übungen der Trance haben einen verjüngenden Effekt und können zur organischen Zellerneuerung führen. Gefühle von Verletzung oder Verlassenheit in der frühen Kindheit können in einem liebevollen, fürsorglichen Rahmen neu erfahren und sogar geheilt werden. Trance ist eine Möglichkeit, sich wieder neu mit dem Leben zu verbinden.

Die Kraft der Bewusstseinserweiterung

Durch Musik, Tanz und Begegnungen erweitert sich die Wahrnehmung von sich selbst, den anderen (Partner, Gruppe) und von Natur und Kosmos. Die ursprüngliche Verbindung mit dem Universum wird wieder hergestellt. Dies kann als intensives Gefühl von Einheit und Freude erlebt werden – ein ekstatischer Zustand. Dauerhaft verändern Erfahrungen der Bewusstseinserweiterung das Erleben existentieller Sinnhaftigkeit und die Art und Weise in der Welt zu sein.

Die Kraft der Gruppe

Die Gruppe bildet den schützenden Raum, in dem das eigene Erleben stattfindet. Sie hat ermöglichenden Charakter, indem sie – wie eine Gebärmutter – alles Nährende zur Verfügung stellt und Prozesse der menschlichen Entfaltung begleitet.
In der Gruppe erfahren die Teilnehmenden Wertschätzung, Anerkennung und Achtung vor der Heiligkeit des Lebens.

Philosophie und Wirkungen